Chiasso-

Pedrinate

Oldtimer die noch auf unseren Strassen unterwegs sind.

Die Chiasso–Pedrinate

Seine Geschichte

Die Geschichte des berühmten Bergrennens geht auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als eine Gruppe von Enthusiasten des Velo Club Chiasso beschloss, innerhalb des Vereins eine Motorradsektion zu gründen. Mit der Zeit löste sich diese ab und gab den Anstoß zur Gründung des Auto-Moto Club Audax Chiasso.

Das erste „Rennen“ entstand fast zufällig, als Vorwand für ein Gesellschaftsessen in Pedrinate: Das Mitglied, das in der besten Zeit vom Grotto della Giovannina in Chiasso bis zum Ristorante Paradiso in Pedrinate hinauffuhr, hatte das Privileg, das Abendessen nicht bezahlen zu müssen.

Im darauffolgenden Jahr wurden Rennen und Abendessen unter den Mitgliedern wiederholt, wobei die Teilnehmer in verschiedene Kategorien aufgeteilt wurden. In den folgenden Jahren gewann die Veranstaltung zunehmend an Popularität und zog nicht nur die Klubs im Tessin, sondern auch jene aus der nahen Lombardei an.

Im Jahr 1924 erhielt das Rennen die offizielle Lizenz des Schweizerischen Motorradverbandes, womit es zu einem echten Wettbewerb wurde. In den unmittelbar folgenden Jahren wuchs die Veranstaltung stetig: 1926 wurde die Organisation des A.M.C.A. (Auto-Moto Club Audax) für ihre Effizienz und die Fülle an Preisen gelobt, 1927 war das Rennen bereits das wichtigste im Kanton, mit Kategorien bis zu den Seitenwagen sowie mit Sonderpreisen, Konzerten und Tanzabenden im Grotto Giovannina. In diesen Jahren stellte Bruno Martinelli den absoluten Rekord mit 2’23’’ 2/5 (1925) auf.

Die Jahre 1929 und 1930 brachten eine große Begeisterung in der Bevölkerung: Die Preise wurden in den Schaufenstern der Geschäfte von Chiasso ausgestellt, und das Rennen zog Scharen von Zuschauern an. Im Jahr 1930 gewann Luigi Martinelli, schaffte es jedoch nicht, den Rekord seines Bruders Bruno zu brechen. Kurz darauf wurde der Klub jedoch vom Nationalverband ausgeschlossen, und das Rennen wurde eingestellt.

Am 7. Juni 1931 fand noch ein Zuverlässigkeitsrennen auf der Strecke Chiasso–Locarno–Bellinzona–Chiasso statt, doch in den folgenden Jahren ließ die Aktivität nach, bis sie ganz zum Erliegen kam. Im Jahr 1939 organisierten die ehemaligen Mitglieder des A.M.C.A. ein geselliges Treffen auf dem Monte Generoso, ein Zeichen dafür, dass der Geist des Klubs noch lebendig war.

Nach der langen Pause, die durch den Zweiten Weltkrieg erzwungen worden war, wurde der Verein im Jahr 1948 durch ein neues Komitee wieder ins Leben gerufen. Am 18. September 1949 fand die achte Ausgabe des „Regionalen Bergrennens Chiasso–Pedrinate“ statt, die noch heute dank einer historischen Broschüre – auf unserer Homepage einsehbar – und dem Challenge-Pokal der Gemeinde Chiasso (siehe Foto unten) in Erinnerung bleibt. In jenem Jahr setzte sich Silvio Mazzola in der Klasse 500 durch, mit der absoluten Bestzeit von 2’22”4/5 (Durchschnitt 65,5 km/h). Siege errangen auch Luigi Mazzola (125 ccm), Rezzonico (250 ccm), Balmelli (350 ccm) und Scala Dante (Seitenwagen).

Im Jahr 1950 wurde das Rennen mit einem äußerst reichhaltigen Preisschatz neu lanciert: Die Gemeinde Chiasso stiftete einen Pokal, die Brüder Galli die „Coppa Amaro Luculliano“, und zahlreiche Firmen stellten weitere Pokale und Auszeichnungen zur Verfügung. Die Veranstaltung wurde in den Rahmen der „Tessiner Tag des Motorradsports“ eingebettet, mit einem Treffen der Motorradfahrer, die dem Verband angeschlossen waren, einer großen Parade entlang der Corso San Gottardo und einem gemeinsamen Mittagessen.

Die letzte offizielle Ausgabe fand 1953 statt und zählte für die Schweizer Meisterschaft. Es nahmen auch italienische Fahrer teil, was den inzwischen internationalen Stellenwert der Veranstaltung bestätigte. Mit diesem Tag endete die erste, glorreiche Phase der Chiasso–Pedrinate.

Zu den großen Protagonisten und Förderern der verschiedenen historischen Ausgaben zählen Bruno und Luigi Martinelli, Paolino und Renzo Faroppa, Artemio Bernasconi, Carletto Belotti, Amilcare Martinelli, Osvaldo Chiesa und viele weitere Enthusiasten, die dazu beitrugen, ein bedeutendes Kapitel der Motorradgeschichte des Mendrisiotto zu schreiben.

Ihre Wiedergeburt

Dank dem Engagement und der Leidenschaft des Auto Moto Club Generoso lebt die Bergrennstrecke seit 2014 in Form einer historischen Wiederaufführung wieder auf und zieht eine stetig wachsende Zahl von Teilnehmern und Zuschauern an.

Das gewählte Format ist das einer Gleichmäßigkeitsprüfung: Die Fahrer müssen die Strecke mit einer vorgegebenen Durchschnittsgeschwindigkeit (40 km/h) absolvieren, und der Sieg geht an denjenigen, der in den beiden Wertungsläufen die geringste Abweichung erreicht.

Die Veranstaltung ist ausschließlich für Rennmotorräder und Seitenwagen oder deren Derivate bis Baujahr 1990 offen und zählt derzeit maximal rund 140 Teilnehmer. Die Fahrzeuge sind in fünf Hauptkategorien eingeteilt: Veteranen (bis 1950), Klassische (1951–1969), Postklassische (1970–1984), Open (1985–1990), Swiss Moto Legend Trophy, dazu eine eigene Kategorie für Seitenwagen.

Die Strecke ist identisch mit dem historischen Kurs: 2,7 km von der Via A. Favre in Chiasso (230 m ü. M.) bis nach Pedrinate (424 m ü. M.), mit einem Höhenunterschied von 194 Metern.

Die Wiederaufführung findet jährlich am Wochenende des Eidgenössischen Bettags statt, einem Feiertag, der auf den dritten Sonntag im September fällt – ein Termin, der im Laufe der Jahre zu einer festen Tradition für Fahrer und Publikum geworden ist.

Die Veranstaltung ist nicht nur ein Wettbewerb, sondern auch eine Gelegenheit für Begegnung und Unterhaltung: Der Samstag ist den technischen Kontrollen, dem Aperitif und dem geselligen Abendessen gewidmet; der Sonntagvormittag den Trainingsläufen und am Nachmittag den beiden offiziellen Wertungsläufen, mit der anschließenden Siegerehrung im Fahrerlager.

Im Laufe der Jahre ist die Wiederaufführung in Teilnehmerzahl und Prestige stetig gewachsen und hat sich zu einem festen Termin für Enthusiasten und Neugierige aus ganz Europa entwickelt.

Heute ist die Wiederaufführung der Chiasso–Pedrinate weit mehr als ein Rennen: Sie ist eine Brücke zwischen Sport und Erinnerung, eine Gelegenheit, die Atmosphäre einer Pionierzeit wiederzuentdecken und sie in kultureller und populärer Form neu zu erleben. Die Stimmung entlang der Kurven der Chiasso–Pedrinate ist etwas Einzigartiges: ein Sprung in die Vergangenheit, der Fahrer, Enthusiasten und Neugierige gleichermaßen begeistert und die Veranstaltung zu einem Ereignis von großem kulturellem wie sportlichem Wert macht.